Aus dem Archiv der Gitananda Yoga Gesellschaft
Deutschland e. V.
28. Juni 2012
Yogacharya Dr. Ananda Balayogi Bhavanani:"Understanding
the Yoga Darshan"
An Exploration of the Yoga Sutra of Maharishi Patanjali
Sadhana Pada Sutra 47
"prayatnasaithilyanantasamapattibhyam":
Das Loslassen des Strebens und die Betrachtung des Unendlichen.
Um den
Zustand dieses Asanas zu erreichen, empfiehlt Maharishi Patanjali das Loslassen
des Strebens (prayatna). Dies bedeutet handeln ohne zu handeln. Der Schlüssel
dazu liegt in einer inneren und nicht in einer äußeren Aktivität, es ist eine
Tat in Untätigkeit. Lord Krishna berichtet in der Bhagavad Gita Kapitel
IV Strophe 18 über die Lehre des "Nicht-Handelns im Handeln" als müheloses
Bemühen. Es ist nicht das bloße Unterlassen des Tun, auch wenn es wie Nichtstun
aussieht. Es ist nicht das Negieren der Anstrengung, sondern es ist das Erreichen
der geistigen Fähigkeit, sich zu bemühen ohne Erwartung auf eine Belohnung. Diese
sattvische Qualität wird durch sadhana erreichbar. Bemühen bedeutet Anspannung
(spanda). Wenn wir uns von diesem Bemühen frei machen können, entspannen
wir uns (nispanda). Nach dem anfänglichen Streben erreichen wir durch das
folgende Loslassen die ideale Yoga-Balance.
Ein gewöhnlicher
Mensch neigt dazu, aus einem Maulwurfshügel einen Berg zu formen. Yoga
ist die Wissenschaft, mit der Berge zu Maulwurfshügeln umgeformt werden können,
prayatna shaithilya! Wenn ich an Swamiji und Amma denke und was sie ohne
ein sichtbares Bemühen erreichten, verstehe ich diesen Ausdruck wirklich im Vergleich
zu Menschen, die das Heben eines Stiftes oder eines Papierbogens als große Show
veranstalten. Der geschickte Mensch scheint alles ohne Anstrengung zu kreieren
und ohne über das Ergebnis zu lärmen im Gegensatz zum Ungeschickten, der so aussieht,
als habe er große Mühe und der dann doch nichts erreicht. Shakespeare schrieb
treffend: "Viel Lärm um Nichts".
Maharishi Patanjali empfiehlt
ebenso das Betrachten des Unendlichen (ananta). Diese geistig hochwirksame
Empfehlung erweckt in uns die Frage nach der eigenen Lebenslage und nach dem persönlichen,
wahren Kern. Wenn wir uns dieser Frage stellen, werden wir die Antwort bekommen.
Die dem Unendlichen am nächsten liegende Nummer ist bekanntlich die Null. Diese
praktische Übung schenkt uns die Fähigkeit, das größere Bild zu sehen. Diese Perspektive
gibt uns die Festigkeit (sthira) und die Ebene der Leichtigkeit des Seins
(sukham). Dies ist die wahre Definition für das Asana.
Dieses größere Bild reduziert den sturen Egoismus, der das Asana zu eigenen
Zwecken benutzen will. Lasse das äußere Streben im Asana los und betrachte
mit innerem Auge das Unendliche! Dies ist der Schlüssel für das Erreichen von
Stabilität mit gleichzeitiger Leichtigkeit im Sein.Wenn Übende beim Asana
ihre Anstrengung durch ein verdrießliches Gesicht ausdrücken, haben sie die Bedeutung
des Asana komplett missverstanden.
Das Asana hat seine
ursprüngliche Bedeutung zunehmend verloren. Statt der Lehre vom Loslassen im Asana
werden Yogastudenten in eine angestrengte äußere, physische Form durch ihre Yogacoaches
hineingeschoben. "Drücke, drücke härter und noch mal härter" scheint
der meist wiederholte Spruch in allen Yogaklassen der Welt zu sein. Viele Yogalehrer
besitzen offensichtlich nur geringe medizinische Kenntnisse und unterrichten das
Asana allein als eine Muskeldehnung und -kontraktion. Anstatt zu lernen,
die Bewusstseinsebene über die physischen Wohltaten zu erweitern, bleiben die
Studenten auf der körperlichen Ebene des Übens verfangen. Als Endergebnis bleibt
dann das Asana als eine Art leere Schale übrig!
Es wurde vergessen,
dass das Asana ursprünglich als Werkzeug gemeint war, um die Sichtweise
zu erweitern und Stabilität und Leichtigkeit im Sein zu erreichen.
Übersetzung:
Yogacharini Latha, Korrektur: Henrike Bolte
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