Aus dem Archiv der Gitananda Yoga Gesellschaft
Deutschland e. V.
19. Juni 2012
Yogacharya Dr. Ananda Balayogi Bhavanani:"Understanding
the Yoga Darshan"
An Exploration of the Yoga Sutra of Maharishi Patanjali
Sadhana Pada Sutra 46
"sthirasukhamasanam":
Asana ist eine feste und angenehme Stellung.
Es klingt ironisch: Maharishi
Patanjali beschreibt das Asana nur mit zwei Wörtern: fest und angenehm. Aber heutzutage
wird Yoga in der ganzen Welt mit dem Asana als einer physischen Körperübung gleichgesetzt.
Zwischen einer Komödie und einer Tragödie ist bekanntlich oft nur ein schmaler
Grat. Dies geschieht auch in diesem Falle im Yoga. Das Asana als eine physische
Übung ist nun das Ebenbild für Yoga geworden. Zeitschriften mit großen Auflagen
zeigen attraktive Menschen mit voller Konzentration in eine Kameralinse schauend
in einem Asana! Für diese Aufnahmen werden auffallend hübsche Modelle gewählt,
die zusätzlich mit einer modischen Yogabekleidung angezogen werden. Schöne junge
Frauen und Männer sichern einen erfolgreichen Verkauf der Yogamagazine!
Sthirasukhamasanam – diese drei Wörter (sthira, sukha und
asana) werden hier zusammengefügt. Was meint Maharishi Patanjali mit dem
Begriff vom Asana? Wäre es denkbar, dass in seiner Zeit kein einziges Asana als
Körperpose bekannt war? Warum gibt er uns kein Verzeichnis für Asanas, wie sie
später in Hatha-Yoga-Schriften zu finden sind? Es ist wichtig zu verstehen, was
Patanjali mit einem Asana meint. Für Maharishi Patanjali ist das Asana keine physische
Übung. Er meint einen Zustand, in dem unser ganzes Sein als stabil und gelöst
erfahren wird. Dies ist ursprünglich kein physischer Akt, sondern das verinnerlichte
Erleben manifestiert sich in einer festen, angenehmen und anmutigen Pose.
Um dieses Ziel zu erreichen, ist das Praktizieren von Asanas als physischen
Körperübungen unser Hilfsmittel bis sthirasukhamasanam erreichbar wird.
Bekanntlich macht die Übung den Meister und Perfektion zeigt sich letztendlich
in der Leichtigkeit der Pose. Das Wort sukha sollte mit "Erleben von
Leichtigkeit" statt mit "leicht" übersetzt werden. Yogalehrer unterrichten
manchmal nur "leichte" Posen und behaupten, dass Patanjali in diesem
Sutra dies empfiehlt. Das wird von ihm nicht gemeint. Im Gegenteil, die Leichtigkeit
kann sich in unserem Asana / Sein erst nach gebührender Anstrengung entfalten.
Wann sind wir fest bzw. stabil? Nur wenn unser Geist zur Ruhe finden
kann. Wenn wir eine feste Körperpose halten, wird unser Geist ruhig werden. Wie
können wir die Qualitäten von Anstrengung und Ruhe in Einklang bringen? Dies wird
durch eine bewusste und kontrollierte Atmung möglich.
Die Yogawissenschaft
besteht aus persönlich geprüfter und subjektiv festgestellter Wirksamkeit der
Methoden. Dies ist ein Gegenpol zu den modernen Wissenschaften, deren Ergebnisse
durch objektives Prüfen durch Fachkundige festgelegt wurden. Yogadarshan ist ohne
swadhyaya nicht möglich. Unsere Achtsamkeit soll stets nach innen statt
außen gerichtet sein. Wie können wir dies entwickeln? Wir beginnen uns selbst
in einem Asana zu beobachten, während wir auf unseren Händen, Füßen, auf dem Kopf
oder auf dem Gesäß balancieren. Warum gaben die Rishis uns solche Anweisungen?
Sie wollten uns die Fähigkeit lehren, in schwierigen Situationen durch die Achtsamkeit
die Balance zu halten. Wenn wir unsere physische Balance halten lernen, langsam
und stetig, wird eine mentale Balance als Ergebnis folgen.
Die Ebene
der Stabilität vereint mit Anmut ist das Asana. Dies ist auch dann vorhanden,
wenn wir auf der Straße entlang gehen oder während wir auf ein köstliches Dosa
in einem Indischen Cafehaus warten. Das Asana ist eine Ebene des Seins, sehr ähnlich
dem ahimsa oder brahmacharya. Maharishi Patanjali deutet diese Ebenen
als Menschwerdung zu wirklich humanen Wesen, einer heutzutage rar gewordenen Spezies.
Wir sind doch vorrangig eher "Machende" als "Seiende" geworden.
Das Sein, nicht das Machen ist der Essenz vom Asana.
Übersetzung:
Yogacharini Latha, Korrektur: Henrike Bolte
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